Neujahrsglückwünsche (04. Jänner 2023)

2023/1/4
 
S.E. MIZUUCHI Ryuta
Außerordentlicher und bevollmächtigter Botschafter von Japan in Österreich
 
 
Zu Beginn des Jahres des Hasen 2023 möchte ich meine herzlichen Neujahrsglückwünsche an Sie alle richten.
 
Zunächst darf ich Ihnen berichten, dass ich am 17. Dezember in Wien gelandet bin, um meinen Dienst als Botschafter Japans in Österreich anzutreten (Mitbetreuung auch der Republik Kosovo). Dies wird mein vierter Aufenthalt in Österreich sein. Lange hatte ich befürchtet, dass das Glück in meinem Leben mit der dritten Versetzung aus Österreich vor zwölf Jahren bereits ausgeschöpft wäre. Umso glücklicher schätze ich mich, nun wieder hier in Wien im Einsatz sein zu dürfen.
 
Unmittelbar vor Österreich habe ich meinen Dienst im afrikanischen Sambia geleistet. Dort konnte ich einen friedlichen Regierungswechsel als Folge der demokratischen Präsidentschafts- und Parlamentswahlen verfolgen. Auch die Art und Weise, wie sich die neue Regierung darum kümmert, der Korruption eine völlige Absage zu erteilen und die Regierungsführung neu und korrekter zu gestalten, war Gegenstand meiner Beobachtung. Die Herausforderung, vor die  die neue Regierung gestellt wurde, war die Erzielung der Schuldennachhaltigkeit und die Umsetzung einer von der Privatwirtschaft getragenen Wirtschaftsreform – und dies unter erschwerten Bedingungen wie der Corona-Pandemie und einer Massenverschuldung. Diesen Weg durfte ich begleiten und unterstützen.
 
Kurz vor seinem Amtsantritt hatte ich Gelegenheit, mich mit dem neuen Staatspräsidenten, Herrn Hakainde Hichilema, unter vier Augen zu treffen. Dabei habe ich ihm nahegelegt, die Koordination mit der internationalen Gemeinschaft weiter zu forcieren. Dies würde ihm die Stärke verleihen, die Sambia auf dem Weg zur Gewinnung der Unterstützung durch den IWF benötigte. Anschließend beobachtete ich, wie der Staatspräsident gerade diesen Schritt unternahm und alles daransetzte, sich unter zu erwartendem Einsatz der Finanzhilfe des IWF um ein nachhaltiges Schuldenmanagement zu bemühen.
 
Vom hochsommerlichen Sambia nach Wien im tiefsten Winter umgezogen, fange ich langsam an, mich an das hiesige Klima anzupassen. Vom Glücksgefühl der erneuten „Heimkehr“ erfüllt, in das mich der wunderschöne, lange nicht mehr gesehene Christkindlmarkt vor dem Rathaus versetzte, freue ich mich sehr darauf, mich mit Ihnen über verschiedene Kooperationsmöglichkeiten auszutauschen. Sorgen mache ich mir wegen der russischen Invasion in die Ukraine und die damit zusammenhängende Energiesituation. Ich frage mich, wie unser tägliches Leben davon betroffen sein wird. Im Rahmen der Partnerschaft mit der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) mit Sitz in Wien verfügt Japan über verschiedene Präsentationsmöglichkeiten, von denen ich gerne Gebrauch machen werde. In Wien kreuzen sich bekanntlich Informationen unterschiedlicher Ebenen; ich erinnere hierbei etwa an den berühmten Film "Der dritte Mann". Angesichts der Ukraine-Krise, die uns allen das Herz bricht und die Grundfesten der Weltordnung erschüttert, möchte ich mich nachdrücklich dafür einsetzen, an hochqualitative Informationen zu gelangen und den Standpunkt Japans klar zum Ausdruck zu bringen.
 
Anlässlich des 140-jährigen Bestehens der japanisch-österreichischen diplomatischen Beziehungen im Jahr 2009 hatte ich die Gelegenheit, bei einem Gedenksymposium des Instituts für Ostasienwissenschaften an der Universität Wien einen Vortrag mit dem Titel „Die Auswirkung des ‚Anschlusses‘ für die Judenpolitik Japans“ zu halten. Darin befasste ich mich damit, wie Japan mit den aus Wien mit der transsibirischen Eisenbahn in das Mandschukuo fliehenden Juden umging. Das heurige Jahr markiert das 150. Gedenkjahr der Wiener Weltausstellung im Jahr 1873 und der Teilnahme Japans erstmals unter der Meiji-Regierung. Wie ich hörte, plant unsere Botschaft, in enger Zusammenarbeit mit der österreichischen Regierung, der Stadt Wien und wirtschaftlichen und kulturellen Institutionen dieses Jubiläumsjahr gemeinsam zu begehen. Ich hoffe, zusammen mit Ihnen überlegen zu können, was für einen Beitrag wir zu diesem Anlass leisten können. Persönlich denke ich an einen japanisch-österreichischen Wein-Austausch, da in der Stadt Hanamaki – Partnerstadt von Berndorf in Niederösterreich – die aus Österreich stammende Rebsorte „Rathay“, neben dem schon bekannten Zweigelt, angebaut und in einen wunderschönen Rotwein verwandelt wird. Die insgesamt 30 Städtepartnerschaften zwischen unseren beiden Ländern stellen eine ideale Plattform für den Austausch auf Bürgerebene dar. Diese Partnerschaften würde ich gern nutzen, um die freundschaftlichen Beziehungen zwischen Japan und Österreich zu fördern, sogar über das neue Jahr hinaus.
 
Es ist mir ein wichtiges Anliegen, bei verschiedenen Gelegenheiten mit Ihnen zusammenzukommen und von Ihren Ideen oder Wünschen zu erfahren. Abschließend hoffe ich, mich während meines Dienstes als Botschafter mit Tatkraft für die Vertiefung der japanisch-österreichischen Beziehungen einsetzen zu können. 
 
Ihnen allen wünsche ich weiterhin gute Gesundheit und viel Erfolg für das Jahr des Hasen 2023!