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16.10.2014

„Für die japanische Regierung ist der Gesundheitssektor vorrangig.”
Empfang der 5 japanischen pharmazeutischen Unternehmen „Zukunftsperspektiven für monderne Gesundheitssysteme - Japan und Österreich im Vergleich”

Botschafter Makoto Taketoshi

Am 16. Oktober 2014 wurden rund 40 renomierte Gäste aus dem Gesundheitssektor in die Residenz des Botschafters von Japan zum feierlichen Empfang unter dem Titel „Zukunftsperspektiven für moderne Gesundheitssysteme – Japan und Österreich im Vergleich“ eingeladen.

Die Veranstaltung fand mit der freundlichen Unterstützung der fünf in Österreich tätigen japanischen pharmazeutischen Unternehmen Astellas, Daiichi-Sankyo, Eisai, Mitsubishi Tanabe Pharma und Takeda Pharma statt.

Botschafter Taketoshi hieß die Gäste willkommen, dankte den fünf japanischen Pharmaunternehmen für die Austragung des Empfangs, und betonte die Bedeutung von gut funktionierenden Gesundheitssystemen für Japan und Österreich.

Besonders in Japan mit seiner hohen Lebenserwartung der Bevölkerung sei der Gesundheitssektor für die Regierung vorrangig: unter Premierminister Abe wurde u.a. der Vertrieb von Medikamenten erleichtert und könnten bald auch noch nicht offiziell für den japanischen Markt freigegebene Medikamente Patienten zugänglich gemacht werden. Auch erwähnte der Botschafter die Bedeutung der regenerativen Medizin, die dank des japanischen Nobelpreisträgers für Medizin 2012, Herrn Dr. Shinya Yamanaka, in den Fokus der Aufmerksamkeit gerückt ist. Ferner stellte der Botschafter die beiden Künstlerinnen des Abends vor, Frau Somei Fuhrmann und Frau Fuyuki Enokido. Bei dieser Gelegenheit erwähnte er, dass auch die Förderung von Frauen ein Leitsatz der Regierung Abe sei.

Der Moderator stellte die Gastgeber des Abends, die fünf Pharmaunternehmen, vor und erwähnte zu jedem einige Fakten zu seiner Geschichte und medizinischen Tätigkeitsfeldern. Auch stellte er die jeweiligen Geschäftsführer in Österreich vor und lobte er die Firmen dafür, die japanische Mentalität nach Europa zu bringen und weniger turbokapitalistisch, dafür nachhaltiger und umweltbewusster zu arbeiten.

Impulsvortrag von Oberarzt Dr. Takeshi Nakajima

Als nächstes folgte der Impulsvortrag des Abends, der von Oberarzt Dr. Takeshi Nakajima gehalten wurde. Sein Vortrag stützte sich auf OECD-Daten sowie persönliche Gespräche mit Mediziner-Kollegen in Österreich und Japan und handelte vor allem von den Herausforderungen in Ausbildung und Berufsalltag von Ärzten in Japan und Österreich.

Unter anderem verglich Herr Dr. Nakajima Österreich und Japan in Bezug auf die Wahrscheinlichkeit, ein Medizinstudium abzuschließen; die Zahl der Studenten, die auf einen Professor kommen; die Arbeitslast der Ärzte; die Verweildauer von Patienten im Krankenhaus; sowie die pharmazeutischen Kosten und den Anteil an Generika an den verschriebenen Medikamenten. Er war der Meinung, dass die Statistik Österreich deshalb keinen Ärztemangel bescheinigt, da viele nicht mehr praktizierende Ärztekammermitglieder dennoch mitgerechnet werden.

Nach dem Impulsvortrag meldeten sich zunächst zwei Gäste zu Wort. Ein hoher Gast aus dem Kreis der Interessenvertretung von internationalen Pharmaunternehmen mit Fokus auf Forschung und Entwicklung gab ein Statement über die Schwierigkeit, neue Medikamente zu entwickeln, und lobte die japanischen Unternehmen für ihre „japanischen Werte“ wie Ausdauer und Disziplin, sowie dafür, nachhaltige klinische Studien unter Einbezug österreichischer Institutionen durchzuführen und Österreich als Standort für internationale Spitzenmedizin zu etablieren.

Ein Vertreter aus dem Bereich der Sozialversicherung kam auch zu Wort und betonte, das österreichische Gesundheitssystem sei technisch gut ausgestattet und bei 4,9 Ärzten auf 1000 Einwohner herrsche kein Ärztemangel. Allerdings sei das System zu zersplittert, viele Wahlärzte würden zu wenig arbeiten, viele Behandlungen, die auch Pflegepersonal durchführen könnte, würden unnötig von Ärzten durchgeführt, und die Versorgung chronisch Kranker sei unzureichend. Daher sei nicht ein höheres Budget, sondern eine strukturelle Reform des Gesundheitssystems hin zu einer effizienteren Organisation von Nöten.

Nach den beiden Statements folgte eine kurze Diskussion mit Fragen aus dem Publikum, wo unter anderem über die unnötig langen Aufenthalte der Patienten im Spital gesprochen wurde; über das unnötig komplexe Krankenhausmanagement; über Landflucht der Ärzte und einen Mangel an Turnusärzten vor allem in den Bundesländern; über die Situation in Deutschland, wo ausländische Ärzte angestellt werden müssten, die nicht ausreichend Deutsch verstehen, was die inländischen Ärzte zusätzlich belasten würde; und die hohen Kosten der elektronischen Gesundheitsakte ELGA. Auch wurde erwähnt, dass es in Japan kaum Allgemeinmediziner („Hausärzte”) gäbe und Patienten direkt ins Krankenhaus zur Behandlung gingen.

Fuyuki Enokido

Somei Fuhrmann

Auf die Diskussion folgte ein Koto-Stück, vorgetragen von Frau Enokido, danach erklärte der Moderator den Aufbau einer Koto und lieferte einige geschichtliche Fakten zum Kotospiel und der Teezeremonie, die im Anschluss mit Begleitung der Koto folgte und bei der Frau Fuhrmann je eine Tasse Tee für zwei ausgewählte Gäste zubereitete. Das Kulturprogramm stieß beim Publikum auf besonderes Interesse.