Japan heute und morgen

Tora-San in Wien (1989)

Auf einigen Dienstreisen nach Japan sah Bürgermeister Dr. Helmut Zilk „Tora-San” Filme, die ihm sehr gut gefielen und als Experte für Medien fielen ihm Ähnlichkeiten von Katsushika-Ku (der Heimat von Tora-San in den Filmen) zu „seinem” 21. Bezirk (Floridsdorf) in Wien auf. Eines Tages bestellte er mich auf ein Gespräch in sein Büro und dort musste ich ihm Details über Tora-San mitteilen. Er gab mir den Auftrag, Kontakt mit Regisseur Yamada und der Filmfirma Shochiku aufzunehmen und eine Einladung für Dreharbeiten in Wien zu übermitteln. Beim ersten Gespräch mit Regisseur Yoji Yamada gefiel ihm die Idee, er meinte aber sofort, dass es sehr schwierig wäre, da schon von vielen Ländern die Bitte für Dreharbeiten in deren Ländern an die Produktionsfirma Shochiku herangetragen wurden, es aber immer abgelehnt wurde. Ein fast unlösbares Problem stellten die Geldschwierigkeiten von Tora-San dar. Wie sollte er es sich leisten können, eine Reise nach Wien anzutreten. Nach einem Gespräch mit Shochiku gab es einen offiziellen Besuch in Katsushika-Ku und bei einem Mittagessen mit Vizebürgermeister Watanabe von Katsushika-Ku entstand die Idee, einen Freundschaftsvertrag zwischen Floridsdorf und Katsushika-Ku zu machen, da Tokyo und Wien jeweils 23 Bezirke haben und Floridsdorf im Norden von Wien an der Donau und Katsushika-Ku im Norden von Tokyo am Edo Fluss liegt und Tora-San in den Filmehandlungen in Shibamata im Bezirk Katsushika-Ku wohnt. Bürgermeister Dr. Zilk bat Herrn Bezirksvorsteher Kurt Landsmann, offiziellen Kontakt mit Katsushika-Ku aufzunehmen und am 2. November 1987 wurde durch ihn in Katsushika-Ku der Freundschaftsvertrag zwischen beiden Bezirken unterschrieben. Dadurch entstand eine Freundschaft, die durch viele Austauschprogramme bis heute aktiv ist und auch zum Erfolg mit Tora-San in Wien beigetragen hat.

Regisseur Yoji Yamada kam auf Einladung von Bürgermeister Dr. Zilk zwei Mal nach Wien und nach dreieinhalb Jahren hatte er die erfolgbringende Idee, Tora-San eine Reise nach Wien zu ermöglichen. Tora-San rettete einem gestressten Geschäftsmann, der sich unter einen Zug werfen wollte, das Leben und dieser lud ihn nach Wien ein. Tora-San glaubte aber, dass die Einladung für Yufuin in Kyushu galt (in der Aussprache klingen beide Namen ja sehr ähnlich) und er wunderte sich schon, dass er für diese Reise einen Pass benötigte. In der Filmhandlung gab es einige sehr lustige Erlebnisse wie zum Beispiel bei einem Strebersdorfer Heurigen, bei dem auch Bürgermeister Dr. Zilk mitmachte. Er meinte spaßhalber, er mache dies wie Hitchcock, der auch in den meisten seiner Filme kurz zu sehen war. Im Mai 1989 fanden die Dreharbeiten in Wien statt und im August gab es in Tokyo die Premiere und ich durfte dabei sein. Der Film wurde ein großer Erfolg und wurde von 6 Millionen Personen in den Kinos gesehen. Anschließend wird der Film immer wieder in den verschiedenen privaten TV-Sendern in Japan ausgestrahlt und pro Übertragung von bis zu 20 Millionen Zusehern angeschaut. Bürgermeister Dr. Zilk meinte bei einer Pressekonferenz: „Eigentlich ist Tora-San ein echter Wiener: Gemütlich und sehr sympathisch, unverlässlich, aber sehr beliebt, kein Freund der Arbeit, aber immer für seine Freunde da!”.

Leider ist Atsumi Kiyoshi (Tora-San) im Jahre 1996 verstorben, aber er ist in Japan wie Bürgermeister Dr. Zilk in Österreich eine Legende und beide werden für immer in den Herzen der Menschen einen großen Platz haben.

Klaus Dona


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