Japan heute und morgen

Symposium zum japanischen Stellschirm des Schlosses Eggenberg

Symposium

Am 21. August 2008 war das Kunsthaus Graz Schauplatz eines Symposiums, bei welchem der in Schloss Eggenberg in Graz wiederentdeckte japanische Stellschirm mit Ansichten der Stadt und des Schlosses Osaka (Ôsakajô-zu-byôbu) aus dem 17. Jahrhundert im Mittelpunkt stand. Noch zuvor war aus diesem Anlass ein Empfang am 18. August 2008 im Schloss Eggenberg gegeben worden. Eine einmalige Gelegenheit, den Byôbu bei Kerzen- und Mondlicht zu besichtigen, wurde den Gästen des Empfangs zuteil. Herr Ryuta Mizuuchi, Gesandter der Japanischen Botschaft in Wien, hob in seiner Begrüßungsrede hervor, dass der Stellschirm Beweis des bis auf das 17. Jahrhundert zurückzuverfolgenden Kulturaustausches zwischen Österreich und Japan sei und drückte seine Hoffnung aus, dass dessen gemeinsame Erforschung unter japanischen und österreichischen Akademikern neue Ansätze zur weiteren Zusammenarbeit und zum verstärkten Austausch auch auf der Landes- bzw. Gemeindeebene im Lichte des Austauschjahres Japan-Österreich 2009 führen werde.

Beim Symposium beleuchteten japanische und deutsche Fachleute in jeweils 30-minütigen Vorträgen die Darstellungen auf dem Stellschirm, seine Verwendung, die Bedeutung seiner Entdeckung und die Geschichte von Schloss Osaka. Der Eggenberger Stellschirm besitzt einen außergewöhnlich hohen kulturhistorischen Wert und hat auch in Japan großes Interesse erregt. Abgebildet ist Osaka, die blühende Residenzstadt von Toyotomi Hideyoshi (1536-1598), in einer Ansicht aus der Zeit vor 1614/1615. Da Osaka in zwei Kämpfen in den Jahren 1614 und 1615 dem Erdboden gleichgemacht wurde, ist die Darstellung des Paravents in ihrer Vollständigkeit von umso größerer Bedeutung.

Kabinett

Darüber hinaus zeichnet sich der Stellschirm durch einzigartige Details aus: So zeigt er etwa die „Paradies-Brücke” mit ihren prachtvollen Brückenaufbauten. Die Brücke, die auf den Übergang in das Paradies des Buddha Amida, in das alle Gläubigen nach ihrem Tod zu gelangen wünschten, anspielt, befand sich nur von 1596 bis 1600 in dieser Form vor Ort. Danach wurden die prächtigen Brückenaufbauten abgebaut und in das Mausoleum für Toyotomi Hideyoshi in Kyoto integriert.

Toyotomi Hideyoshi liebte es, sich mit seinen Frauen auf Booten zu vergnügen. Der Ôsakajô-zu-byôbu zeigt Hideyoshis berühmtes Vergnügungsschiff „Phönixboot”, von dem bisher keine andere Abbildung existiert. Auf die luxuriöse Ausstattung deuten der vergoldete Phönix auf dem Dach, die weißen Reiherdarstellungen auf den Außenwänden und die Weidenmalereien im Inneren hin. Der „Dritte Schlossverteidigungsbezirk”, der 1598/1599 errichtet wurde, ist ebenfalls von keinem anderen Bild bekannt. Dargestellt ist der Bereich Sasanomaru, der dem Schutz des Eingangs zum „Zweiten Schlossbezirk” dient. Die reich verzierten, goldfarbenen Wolkenbänder - ein typisch japanisches Stilmittel, um verschiedene Ortsansichten und zeitlich getrennte Ereignisse in einer Komposition zu vereinen - sind in einmaliger Weise reliefartig mit drei verschiedenen Blumenmustern ausgearbeitet.

Vor dem Jahr 2001 war die Bedeutung des Stellschirms unbekannt. Der Raum, in dem er untergebracht war, war auch „indianisches Kabinett” genannt. Ursprünglich handelte es sich um einen achtteiligen Paravent. Dieser wurde im 18. Jahrhundert in seine acht Teile zerlegt, die einzeln als Wanddekoration, kombiniert mit exotisierenden Wandmalereien, eingepasst wurden. Die Restaurierung 2001 führte zur Wiederentdeckung des japanischen Stellschirms, nachfolgend wurde durch Frau Dr. Franziska Ehmcke, Universität zu Köln, die Kansai Universität in Japan zu Rate gezogen. Die eingehende Untersuchung des Stellschirms führte schließlich zur Erkenntnis, dass es sich beim Ôsakajô-zu-byôbu um ein kostbares Zeugnis der Toyotomi-Periode handelt. Der tatkräftige Einsatz der japanischen, deutschen und österreichischen Fachleute wirft nun ein neues Licht auf den akademischen Wert des Stellschirms und die Entwicklung des damit in Zusammenhang stehenden japanisch-europäischen Austausches. Das „indianische” Kabinett wurde dann schließlich zum „japanischen” Kabinett umbenannt.

Das Japanische Kabinett kann im Rahmen von Führungen durch die Prunkräume von Schloss Eggenberg (Di-So 10.00, 11.00, 12.00, 14.00, 15.00, 16.00 Uhr bzw. gegen Voranmeldung, nähere Informationen unter www.museum-joanneum.at) besichtigt werden.

(Quelle: www.museum-joanneum.at; „Ôsakajô-zu-byôbu - Stellschirm mit Schloss Osaka”, Text: Franziska Ehmcke; Landesmuseum Joanneum, Schloß Eggenberg Graz)

Foto: Japanisches Kabinett (Foto: Angelo Kaunat; Landesmuseum Joanneum, Schloß Eggenberg Graz)

Foto: Symposium im Kunsthaus Graz (Foto: Japanisches Informations- und Kulturzentrum)


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