
Nordkoreas Nuklearproblem und Aussicht des japanisch-nordkoreanischen Dialoges
Der am 13. Juni 2008 erfolgten Bekanntgabe der japanischen Regierung zufolge erklärte sich Nordkorea bei Arbeitsgesprächen mit Japan von 11. bis 12. Juni 2008 in Peking bereit, bei der Auslieferung u.a. von neun Mitgliedern der Japanischen Roten Armee, die im März 1970 ein Flugzeug der Japan Airlines entführt hatten, zusammenarbeiten zu wollen und neuerlich eine Untersuchung zur Lösung der Entführungsfrage durchzuführen. Bisher hatte Nordkorea die Entführungsfrage als „gelöst” erklärt und jede Art der Zusammenarbeit mit Japan verweigert. Daraufhin stellte die japanische Regierung in Aussicht, im Gegenzug einige der gegen Nordkorea verhängten Sanktionen teilweise zu lockern. Vorgesehen waren die Aufhebung des Verbots von Reisen nach und aus Nordkorea und von Charterflügen aus Nordkorea sowie die Erlaubnis zwecks der Ladung von humanitären Hilfsgütern für das Frachtschiff Man Gyong Bong 92 zum Anlegen in japanischen Häfen, etc. Chefkabinettssekretär Nobutaka Machimura wies darauf hin, dass der Zeitpunkt der Umsetzung dieser Maßnahmen von Nordkorea abhänge, da man abwarten müsse, wie die Untersuchung der Entführungsfälle durchgeführt werde.
Nordkorea übermittelte am 26. Juni 2008 China, dem Vorsitz bei den Sechs-Parteien-Gesprächen, eine Deklaration über dessen Nuklearprogramm. Daraufhin setzte US-Präsident George W. Bush den Kongress von seiner Bereitschaft in Kenntnis, Nordkorea von der Liste der den Terrorismus unterstützenden Staaten zu streichen. Am 27. Juni 2008 veröffentlichte Nordkorea ein Video von der Sprengung eines Kühlturms der bereits abgeschalteten Nuklearanlage in Yongbyon. Die von Nordkorea vorgelegte Deklaration enthält nur Informationen bezüglich der Herstellung von Plutonium und der relevanten atomaren Einrichtungen, lässt jedoch den militärischen Bereich, wie die im Besitz von Nordkorea befindlichen Atomwaffen und seine Atomtests, unerwähnt. Die nationale Sicherheit Japans bleibt weiterhin bedroht. Gegenüber der Presse betonte Ministerpräsident Yasuo Fukuda am 26. Juni 2008 die Wichtigkeit der Verifizierung der nordkoreanischen Deklaration, um die Denuklearisierung Nordkoreas zu realisieren. Er erklärte ferner, dass Japan stets mit den Vereinigten Staaten eng zusammengearbeitet habe und auch in Zukunft zusammenarbeiten werde. Dies sei notwendig, um die Denuklearisierung Nordkoreas zu realisieren. Dies ermögliche auch, den Weg zu einer Lösung der Entführungsfrage zu ebnen.
Die Kommentare der japanischen Medien zeigten sich skeptisch gegenüber der Absicht der japanischen Regierung, durch Lockerung der Sanktionen einen Durchbruch in der Entführungsfrage zu erzielen und hielten die in Aussicht gestellten Maßnahmen für verfrüht. Auch blieben die meisten Stimmen äußerst kritisch gegenüber der von den USA beabsichtigten Streichung Nordkoreas aus der Liste der den Terrorismus unterstützenden Staaten. Bezüglich der Situation rund um die nordkoreanische Nuklearproblematik und die Normalisierung der japanisch-nordkoreanischen Beziehungen herrscht weiterhin große Ungewissheit.
(Quelle: Foreign Press Center Japan)