Japan heute und morgen

Shasen Tachibana stellte Kabuki in Wien vor

Herr Tachibana erläutert kumadori

Am 24. und 25. September 2007 gewährte Herr Shasen Tachibana, Oberhaupt der Hauptfamilie der Tachibana Schule für traditionellen japanischen Tanz und Mitglied der Nihon Buyo Kyokai (National Association of Japanese Classical Dance), in den Räumlichkeiten der Japanischen Botschaft in Wien Einblick in die Welt des Kabuki-Theaters. Im ersten Programmteil erläuterte Herr Tachibana, gedolmetscht von Herrn Kentaro Aoki, wie charakteristische Kabuki-Schminke (kumadori) aufgetragen wird: Für einen Samurai wird zunächst eine Grundierung aus Haaröl auf die Haut aufgetragen, die Augenbrauen werden mit festerem Öl abgedeckt und eine falsche Haut aus Seidenstoff (habutae) über Stirn und Haar gelegt. Dann wird auf Gesicht und Hals zuerst ein wässriger weißer Puder, dann ein Staubpuder aufgetragen. Darüber werden mit roter Farbe (beni), die für Tapferkeit, Mut und Jugendlichkeit steht, die für eine Samurai-Rolle typischen Linien gezogen, anschließend Augenbrauen und Lider mit Tusche nachgezogen und der Mund mit roter und schwarzer Farbe nachgezeichnet.

Danach zeigte Herr Tachibana, wie der Kimono einer Frauenrolle (onnagata) - im Kabuki immer von einem männlichen Schauspieler dargestellt - angezogen wird. Für eine Geisha wird zunächst ein roter Unterrock (susoyoke) und ein Unterhemd (hanjuban), darüber ein Kimono in einer der Jahreszeit entsprechenden Farbe angelegt, wobei - bei Männern wie Frauen - die linke Seite über die rechte geschlagen wird. Festgehalten wird der Kimono mit Schnüren und einem breiten Gürtel (obi). Im zweiten Teil des Programms führte Herr Tachibana zwei Tänze im suodori-Stil vor, d.h. ohne Spezialkostüm und Schminke, der die Ausdruckskraft des traditionellen japanischen Tanzes besonders zur Geltung bringt. Zunächst zeigte er einen Onnagata-Tanz aus „Sagimusume” („Das Reihermädchen”), das von einem Mädchen - die Verkörperung des Reihers - handelt, das vom Kummer geplagt im dichten Schneefall tanzt. Zum Abschluss zeigte er den Tanz eines männlichen Hauptdarstellers (tachiyaku) aus „Kanjinchô („Die Spendenliste”), das von der Flucht Minamoto no Yoshitsunes (1159-89) vor seinem Bruder und der Hilfe seines treuen Gefolgsmanns Benkei handelt.

(Foto: Masashi Mikuma)


Zurück zum Inhaltsverzeichnis