
Michiko Hirama referierte über traditionelle japanische Musik

In einem Vortrag mit Videoeinspielungen gewährte Frau Michiko Hirama, Lehrbeauftragte an der Shotoku University, Chiba, und der Toho Gakuen School of Music in Tokyo, am 4. Juli 2007 in den Räumlichkeiten des Japanischen Informations- und Kulturzentrums Einblick in die traditionelle japanische Musik- und Theaterkultur. Ihr Hauptaugenmerk lag dabei auf Gagaku (altjapanischer Hofmusik) und auf den japanischen Theaterformen Noh, Bunraku und Kabuki, wobei sie nicht auf musikwissenschaftliche Aspekte einging, sondern entsprechend ihrem Forschungsschwerpunkt auf den historischen und gesellschaftlichen Hintergrund sowie den politischen Kontext, der bei der Entstehung und Pflege dieser Künste eine Rolle spielt.
Ihren Vortrag begann Frau Hirama mit der Kofun-Zeit, die im 4. Jahrhundert einsetzt und sich durch Hügelgräber für die herrschende Klasse auszeichnet. In einem dieser Gräber fand man eine der Haniwa genannten Terrakottafiguren mit einer horizontalen Harfe, die die Urform der heutigen Koto darstellen könnte. Es wird vermutet, dass dieses Instrument zur Kommunikation mit den Göttern gespielt wurde. Der religiöse Charakter von Musik zeigt sich auch an einem Tanz mit musikalischer Begleitung im Kasuga-Schrein in Nara, der auf die Zeit vor der Einführung der chinesischen Kultur und des Buddhismus zurückgeht. Aber auch die Verbreitung des Buddhismus wirkte sich musikalisch aus. Im Jahr 701 wurde das kaiserliche Gagaku Orchester gegründet, das auch heute noch bei offiziellen Anlässen im Kaiserpalast, bei Staatsbanketten und seit 1959 auch im Ausland auftritt.
Anschließend beleuchtete Frau Hirama die Unterschiede zwischen dem Noh und dem Kabuki-Theater. Das sich durch symbolische Ästhetik auszeichnende Noh entwickelte sich im 14. Jahrhundert unter der Feder der Stückeschreiber und Schauspieler Kan'ami und Zeami zu einer eigenständigen Theaterform. Schon früh erfreute sich Noh der Unterstützung durch den Adel und durch Shogun Ashikaga Yoshimitsu. Unter den Tokugawa Shogunen wurde Noh zur offiziellen Kunstform.
Das Puppentheater Bunraku und Kabuki hingegen waren die kommerziellen Unterhaltungsformen der Kaufleute und Bürger. Bunraku entwickelte sich im 17. und 18. Jahrhundert. Chikamatsu Monzaemon schrieb die bekanntesten Stücke, die auch für das Kabuki adaptiert wurden. Kabuki entstand um 1600 aus Tänzen, die von Frauen aufgeführt wurden. Nach dem Auftrittsverbot für Frauen entwickelte sich das heutige Theater mit ausschließlich männlichen Schauspielern. Zum Abschluss des Vortrags gab Frau Hirama eine Kostprobe auf der Ryuteki, einer in der Hofmusik verwendeten Flöte, und beantwortete Fragen des Publikums.
Quelle: Michiko Hirama